E-Mail Kontakt

Seiteninhalt

Nachrichtenarchiv

Vor Ort zum Thema Windkraft

Was kommt in Bezug auf Windkraftanlagen auf unsere Gemeinde zu“ Diese Frage stellen sich derzeit zahlreiche Bürgerinnen und Bürger aus Korb und den umliegenden Kommunen. Die Planungen der Stadt Waiblingen, im städtischen Wald auf der Buocher Höhe einen Windpark mit mehreren Windkraftanlagen zu errichten, hat in den vergangenen Monaten für erheblichen Diskussionsstoff gesorgt. Vor allem Remshalden mit dem Ortsteil Buoch, aber auch Winnenden, Kernen, Berglen und Korb wären von diesem Vorhaben tangiert
 
Um sich einen besseren Eindruck von Windkraftanlagen und deren Einfluss auf Mensch,
Natur und Umwelt zu verschaffen, haben Gemeinderäte und Vertreter der
Gemeindeverwaltungen von Korb und Remshalden am 17.7. im Rahmen der
interkommunalen Zusammenarbeit das rheinland-pfälzische Waldalgesheim (Landkreis Mainz-Bingen) besucht. Die Gemeinde Waldalgesheim mit ca. 4.200 Einwohnern hat sich als „Energiegemeinde“ am Rande des Rhein-Main-Gebietes positioniert. Im Jahr 2011 wurden bereits vier Windenergieanlagen in Betrieb genommen, eine weitere befindet sich derzeit im Bau. Im Endausbau soll der Waldalgesheimer Gemeindewald zehn Windenergieanlagen auf einem 106 ha großen Waldgebiet, welches als Vorranggebiet für Windenergie ausgewiesen ist, umfassen. Auf eine Besichtigung gerade dieses Standortes hatte man sich verständigt aufgrund der Höhe und Leistungsfähigkeit der Anlagen sowie deren Lage inmitten eines Waldgebietes. Dies sind Gegebenheiten, die am ehesten einen Vergleich mit dem von der Stadt Waiblingen geplanten Windpark auf der Buocher Höhe zulassen.
 
Die Gemeinderäte und Verwaltungsmitarbeiter wurden in Waldalgesheim von
Bürgermeister Dr. Gerhard Hanke empfangen. Nach einer Vorstellung der Kommune und
ihrer Energiepolitik durch das Gemeindeoberhaupt wurde anschließend eine der vier
bestehenden Windkraftanlagen besichtigt. Realisiert haben den Windpark im
Waldalgesheimer Wald die Gemeinde, der Projektpartner juwi Wind GmbH, die Stadtwerke Mainz und der Energiedienstleistungsgesellschaft des Landkreises Mainz-Bingen mbH (EDG). Neben einem Ingenieur der Firma Juwi, der über die technischen Details der Anlagen informierte, wurde die Besichtigung auch vom kommunalen Förster begleitet. Er erläuterte den Besuchern naturschutzrechtliche und forstwirtschaftliche Aspekte der Windkraftnutzung.

Die Gemeinderäte aus Korb und Remshalden zu Besuch in Waldalgesheim
Die Gemeinderäte aus Korb und Remshalden zu Besuch in Waldalgesheim

Die vier bestehenden Windkraftanlagen im großflächigen Waldalgesheimer Wald haben
eine Gesamthöhe von ca. 180 m, die Nabenhöhe beträgt bis zu 138 m. Der Waldalgesheimer Wald ist mit einer durchschnittlichen Windgeschwindigkeit von 7 m/s
sehr gut für Windkraftanlagen geeignet. Jede dieser Anlagen mit einem
Rotorendurchmesser von 82 m produziert zwischen 2,0 und 2,5 Millionen Kilowattstunden Strom pro Jahr. Rund 6.000 Haushalte können auf diese Weise mit Energie aus Windkraft versorgt werden. Eine noch leistungsfähigere Anlage ist aktuell im Bau. Jährlich kann der windträchtige, oberhalb des Orts gelegene Standort bis zu 24 Millionen Kilowattstunden Strom erzeugen. Betreiber der Anlagen sind die Stadtwerke Mainz und die Projektplanungsgesellschaft Juwi, die auch für die Planung und den Bau der Anlagen zuständig war. Die Gemeinde Waldalgesheim ist selbst nicht an den Anlagen beteiligt, sondern verpachtet lediglich die Standorte. Zusätzlich zu den Pachteinnahmen kann die Gemeinde über Gewerbesteuereinnahmen in Höhe von rund 17.000 Euro pro Anlage und Jahr verfügen (Einnahmen insgesamt ca. 40.000 € pro Anlage und Jahr; bei der Gewerbesteuer ist zu berücksichtigen, dass in Rheinland-Pfalz ca. 42% der Steuereinnahmen an die Verbandsgemeinde abzuführen sind). „Unser Gewerbepark steht im Wald“, ergänzte Dr. Gerhard Hanke die Vorstellung dieser Zahlen. Der eingeschlagene Weg hin zu einer selbstständigen Energiegemeinde mit Windpark wird nach Aussagen des Ortsbürgermeisters in der Waldalgesheimer Bevölkerung in hohem Maße akzeptiert. In den kommenden Jahren sollen auf der 106 ha großen Windpotentialfläche fünf zusätzliche Windräder, darunter auch ein Bürgerwindrad, erstellt werden. Die Umsetzungszeit vom Gemeinderatsbeschluss bis hin zum Bau der Anlagen bezifferte der Bürgermeister auf etwa 1,5 bis 2 Jahre.
 
Die Windräder im Gemeindewald befinden sich ca. 2,2 km entfernt vom Ort. Die
Nachbargemeinde bzw. ein nah gelegenes Wochenendhausgebiet liegt etwa 1,8 bzw. 1,5 km entfernt, erfuhren die Besucher aus Remshalden und Korb. Die Schallemission an der  Gondel, an deren Spitze die Rotorblätter montiert sind, beträgt etwa 103,6 Dezibel. Auch das Wochenendhausgebiet in der Nähe des Windparks sei somit noch von gewissen Lärmimmissionen betroffen, sodass die einzuhaltenden Immissionsrichtwerte zu beachten sind, berichtete Bürgermeister Dr. Hanke.
 
Thematisiert wurde auch die für die Errichtung einer Anlage zu schaffende Infrastruktur. So wurde berichtet, dass für den Bau einer Anlage insgesamt ca. 400 LKW Fahrten notwendig seien. Damit die Anlagenteile zum Standort transportiert werden können, sind gut befestigte Zufahrtswege mit einer Breite von 4 m (zzgl. beidseitigem Randbereich von ca. 1 m) notwendig. Die dauerhafte Flächeninanspruchnahme (d.h. die nach Rodung dauerhaft freizuhaltende und nicht wieder aufzuforstende) beträgt etwa 0,5 ha. Diese Fläche setzt sich zusammen aus der Grundfläche des Fundaments sowie einer Fläche für den Kranausleger, die (bspw. für zukünftige Wartungsarbeiten) dauerhaft unbewaldet bleiben muss. Hinzukommen temporär genutzte Flächen (wie eine Materiallagerfläche während der Bauphase), welche nach Fertigstellung der Anlage wieder rekultiviert werden können. Erhebliche Konsequenzen hatte der Bau der Windkraftanlagen laut Förster für den Bestand des Rotwildes im Waldalgesheimer Wald, welcher sich enorm vermindert habe.
 
Neben den Auswirkungen auf die Natur wurde ebenfalls das Problem des "Eiswurfes"
angesprochen. Ein in jeder Windkraftanlage eingebauter Sensor sorgt dafür, dass die
Anlage bei Eisbildung automatisch abgeschaltet wird. Obwohl nach dem aktuellen Stand
der Technik inzwischen auch beheizte Rotorblätter eingebaut werden, ist eine Vereisung
nach Angaben der Firma juwi jedoch nicht ganz auszuschließen.
 
Neue Erkenntnisse, aber auch viele neue Fragen nahmen die Remshaldener und Korber
Gemeindevertreter vom Besuch in Waldalgesheim mit zurück ins Remstal. Vor allem aber die Gewissheit: Bevor eine Entscheidung zum Thema Windkraft auf der Buocher Höhe getroffen werden kann, wird insbesondere in Bezug auf die Schutzgüter Mensch, Pflanzen und Tierwelt sowie Landschaft noch vieles zu prüfen und zu berücksichtigen sein.

Die Windräder im Waldalgesheimer Wald
Die Windräder im Waldalgesheimer Wald

Weitere Informationen

Kontakt

Gemeinde Korb
J.-F.-Weishaar-Straße 7-9
71404 Korb
Tel.: 07151 9334-0
Fax: 07151 9334-23
gemeinde(via)korb.de
Virtuelle Poststelle der Gemeinde Korb