Das aus Skandinavien stammende Konzept der Nachtwanderer beinhaltet die Idee, dass Ehrenamtliche nachts auf Straßen und Plätzen unterwegs sind, um mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die sich dort aufhalten, ins Gespräch zu kommen und ihnen als Ansprechpartner zu dienen.
Die Nachtwanderer sind keine „Hilfspolizei“. Ihr Ziel ist es, ein Problembewusstsein bei den Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu schaffen, auf Missstände aufmerksam zu machen und durch die regelmäßige Anwesenheit eine Form der sozialen Kontrolle zu schaffen und so unter anderem Aggressionen zu bekämpfen und Vandalismus einzudämmen. Auch können die Nachtwanderer, die nie alleine unterwegs sind, Hilfe anbieten und durch ihre Anwesenheit Konflikte lösen.
Es soll nicht das Ziel sein, die jungen Leute aus dem Innenstadtbereich zu vertreiben. Jeder soll für sich entscheiden dürfen, ob er mit den Nachwanderern sprechen möchte oder nicht – eine Entscheidung, die diese dann auch akzeptieren müssen. Nur so lässt sich das Vertrauen aufbauen, das für diese Arbeit unerlässlich ist.
Die Konzeption der Nachtwanderer wurde mittlerweile in mehreren deutschen Städten umgesetzt, so etwa in Öhringen im Hohenlohekreis. Der federführende Nachtwanderer aus Öhringen wurde im März 2012 zu einer Sitzung des Korber Gemeinderats eingeladen, um das Konzept vorzustellen und von seinen Erfahrungen zu berichten. Der Gemeinderat zeigte sich sehr beeindruckt von der Präsentation und war sich einig, dass dieses Projekt auch zu einer Entspannung der Situation am Seeplatz führen kann. So bewilligte er einstimmig die Mittel, die für die Umsetzung des Konzeptes erforderlich waren.
Bei einem Informationsabend im Mai 2012 hatten interessierte Bürger die Gelegenheit, sich über das Korber Nachtwanderer-Konzept zu informieren. Dieses wurde in Kooperation zwischen der Volkshochschule Unteres Remstal, dem Leitbild Korb 2015 und der Gemeinde Korb entwickelt und umfasst auch Schulungen, darunter ein Kommunikationstraining, ein Deeskalationstraining und einen Erste-Hilfe-Kurs für die Nachtwanderer.
Es sind immer drei Nachtwanderer gemeinsam unterwegs, immer in gemischter Besetzung mit Männern und Frauen. Markenzeichen der Nachtwanderer ist ihre rote Jacke mit dem gelben Nachtwanderer-Logo. Die roten Jacken sind als Erkennungszeichen wichtig für die Akzeptanz. Bei der offiziellen Übergabe der Jacken zeigte sich Bürgermeister Jochen Müller sehr optimistisch, dass sich das Konzept in Korb durchsetzen wird. Bei zahlreichen Gesprächen mit Korber Bürgern hat er festgestellt, dass die Nachtwanderer ein Thema in der Gemeinde sind. Auch die Polizei in Waiblingen beobachtet das Projekt interessiert und hat Korb zur Modell-Kommune erklärt.
Die Erfahrungen der ersten Einsätze zeigen, dass die Planungen aufgegangen sind. Auf Ihrer Route, die unter anderem über die Ballspielhalle, das Rathaus und den Seeplatz führt, wurden bereits viele Gespräche, die von gegenseitigem Respekt geprägt waren, geführt.
Besonderer Dank gilt den Sponsoren, die dieses Projekt finanziell oder mit Sachspenden unterstützt haben. Neben der Korber Bank, die die Rechnung für die Nachtwanderer-Jacken übernommen hat, zählen auch die Brunnen-Apotheke, Elektro-Heinrich und die Druckerei Ulrich zu den Unterstützern des Projektes.